Eine Liturgie bestimmt, wie ein Gottesdienst gefeiert wird.

Mit dem Wort „Liturgie“ wird der Ablauf eines Gottesdienstes bezeichnet. Er setzt sich aus mehreren Elementen zusammen. Viele Teile des Gottesdienstes sind selbst kleine Liturgien, zum Beispiel die Abendmahlsliturgie. Welcher Liturgie ein Gottesdienst folgt und welche liturgischen Elemente er aufnimmt, ist in der Gottesdienstordnung festgelegt, die auch Agende genannt wird.

Ein Gottesdienst ist so gestaltet, dass sich Menschen Gott zuwenden und seine heilsame Gegenwart erfahren können. In der Regel hat die Liturgie eines Gottesdienstes vier Teile: Sie beginnt mit einem Eingangsteil, in dem die Gemeinde ankommen kann und das, was sie bewegt, Freude und Sorgen, im Gebet vor Gott bringt. Es folgt ein Teil mit Lesungen und Predigt, in dem die Menschen auf Gottes Wort hören. In vielen Gottesdiensten feiert die Gemeinde danach das Abendmahl. Zum Schluss bereitet sich die Gemeinde mit dem Fürbittengebet und dem Segen darauf vor, zurück in den Alltag zu gehen.

Es gibt in den Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland zwei Grundordnungen für den Gottesdienst, an denen sich die Gemeinden orientieren können: Die erste Grundordnung ist lutherisch geprägt und nimmt viele Elemente der lateinischen Messe auf, die Luther ins Deutsche übersetzt hat. Die zweite Grundordnung ist reformiert geprägt. Sie hat ihre Wurzeln im sogenannten Predigtgottesdienst, der im späten Mittelalter aufkam. Der Predigtgottesdienst wurde in der Zeit nach der Reformation vor allem in Südwestdeutschland gefeiert. Er setzt sich deutlich von der lateinischen Messe ab und die Predigt rückt noch stärker in den Mittelpunkt, als es in der lutherischen Form der Fall ist.

Die evangelischen Grundordnungen bewahren viele Traditionen der langen Geschichte christlicher Kirchen. Besonders die erste Grundordnung hat viele Gebete und Gesänge, die sie mit der weltweiten Christenheit, zum Beispiel mit der katholischen Kirche, der anglikanischen Kirche und den orthodoxen Kirchen verbindet. Die evangelischen Grundordnungen sind aber keine strikten Vorgaben, sondern können von Landeskirchen und einzelnen Kirchengemeinden variiert werden. Die zweite Grundordnung ist dafür besonders geeignet. Hier können lokale Traditionen einfließen oder neuere Texte und Gesänge ältere ersetzen.

Teile der Liturgie des Gottesdienstes, wie er in den Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland gefeiert wird, greifen auf jahrtausendealte Traditionen zurück. Es gibt zum Beispiel Teile auf Griechisch und Hebräisch, also in den Sprachen des Neuen und Alten Testaments. Kyrie eleison zum Beispiel ist ein Gebetsruf auf Griechisch und bedeutet „Herr, erbarme dich“. Halleluja ist Hebräisch und heißt übersetzt „Lasst uns Gott loben“. Andere Teile gehen auf lateinische Gebete und Gesänge zurück – Latein ist die Sprache der römischen Kirche. Gloria ist Lateinisch und bedeutet „Ehre“, es kommt zum Beispiel in dem Ruf „Ehre sei Gott“ vor. Ursprünglich lateinische Gebete und Gesänge werden in evangelischen Gottesdiensten in der Regel in einer deutschen Fassung gesprochen oder gesungen, wie zum Beispiel das Vaterunser.

Einige Teile der Liturgie gehen bis auf den jüdischen Gottesdienst zurück. Zum Beispiel werden im Eingangsteil Psalmen gesprochen oder gesungen. Einige Teile der Liturgie nehmen Texte des Alten Testaments auf. Der Anbetungsgesang „Dreimalheilig“ zum Beispiel, das lateinische Sanctus, ist fester Bestandteil der Abendmahlsfeier und geht auf einen Text des Propheten Jesaja zurück (Jes 6,3). In der Antike und im Mittelalter bildete sich in der westlichen, also der römischen Kirche die Feier der Messe heraus. Das war die Liturgie, die auch zur Zeit der Reformation üblich war. Im Zentrum der Messe stand die Feier des Abendmahls, die mit vielen unterschiedlichen Gesängen gestaltet wurde. Luther griff auf diesen Ablauf zurück und übernahm wichtige Teile daraus.

Die lateinische Messe wurde vielfach vertont, auch von evangelischen Komponisten wie Johann Sebastian Bach. Elemente der lateinischen Messe, die auch im evangelischen Gottesdienst vorkommen, sind die fünf Gesänge „Kyrie“, „Gloria“, „Credo“, „Sanctus“ und „Agnus“. Das „Kyrie“ und das „Gloria“ sind Teile der Eingangsliturgie und werden häufig in Form alter Wechselgesänge zwischen Pfarrerin beziehungsweise Pfarrer und der Gemeinde gesungen. Das „Credo“ ist das Glaubensbekenntnis und wird in den meisten Fällen gesprochen. Das „Sanctus“ und das „Agnus“ sind Gesänge der Abendmahlsliturgie und werden meist mit alten Melodien gesungen.

Zur Liturgie gehören aber nicht nur die verschiedenen Gebete und Gesänge in einem Gottesdienst, sondern auch die liturgische Kleidung und die liturgischen Farben. Wer durch den Gottesdienst führt, wird Liturg genannt. In den Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland ist meistens eine Pfarrerin oder ein Pfarrer der Liturg oder die Liturgin im Gottesdienst. Pfarrer tragen meistens einen schwarzen Talar mit Beffchen.

Selbst das Kirchenjahr folgt einem eigenen Ablauf, einer eigenen Liturgie. Man kann diese an den verschiedenen liturgischen Farben über das Jahr hinweg verfolgen, mit denen Kanzel und Altar geschmückt werden: zum Beispiel Weiß für die Weihnachts- und die Osterzeit oder Lila für die Advents- und Passionszeit.


Quelle: EKD Evangelische Kirche in Deutschland

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